Im ersten Teil dieses Beitrags habe ich mit Dir Einblicke in die komplexen Überlegungen zur Offenlegung einer schweren Krankheitsdiagnose am Arbeitsplatz geteilt. Ich habe Dir zentrale Argumente für und gegen einen transparenten Umgang sowie Kriterien für Deine Entscheidungsvorbereitung an die Hand gegeben. Heute ergänze ich dies um praxisnahe Tipps für Deine Entscheidungsfindung sowie für die Umsetzung – sofern Du Dich für eine Offenlegung entscheidest.
III. Persönliche Tipps für die Entscheidungsfindung
Eine pauschale Entscheidungsempfehlung kann ich Dir nicht geben. Doch für den Weg zur Entscheidung teile ich Tipps aus meiner langjährigen Erfahrung als Personalleiter und Selbstbetroffener:
Reflektiere deine Bedürfnisse mit Kopf und Bauch: Wäge mit Kopf und Bauch ab, was sich für Dich gut und richtig anfühlt. Sei ehrlich zu dir selbst, was deine Grenzen und Anforderungen angeht. Überlege, was du von deinem Arbeitgeber erwartest und welche Unterstützung du benötigst.
Sprich mit Vertrauten: Tausche dich mit Menschen aus, denen du vertraust. Hole dir ihre Sichtweisen ein. Sie können dir wertvolle Perspektiven bieten und dich bei deiner Entscheidung unterstützen.
Informiere dich: Sammle Informationen über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, deine Rechte und mögliche Unterstützungsangebote. Dies hat ggf. Einfluss auf Deine Handlungsoptionen. Ziehe bei Bedarf einen Anwalt für Arbeitsrecht hinzu – eine wertvolle Perspektive.
Kein Schnellschuss: Nimm Dir ausreichend Zeit, vermeide nach Möglichkeit eine voreilige Entscheidung. Hast Du alle Konsequenzen abgewogen? Eine durchgeführte Offenlegung kannst Du nicht mehr zurückdrehen.
IV. Erfolgreiche Umsetzung der Offenlegung: wie kommuniziere ich richtig?
Sofern Du Dich für eine Offenlegung entscheidest, können Dir folgende Tipps helfen, die Kommunikation erfolgreich zu gestalten.
- Vorbereitung: Bereite das Gespräch sorgfältig vor. Überlege, welche Informationen du übermitteln möchtest. Teile so viel, wie Du für angemessen hältst. Notiere dir die wichtigsten Kernaussagen. Bereite dich auf mögliche Fragen, unterschiedliche Reaktionen und überraschende Emotionen vor.
- Timing: Wähle einen passenden Zeitpunkt für das Gespräch. Eine ruhige Phase mit weniger Arbeitsdruck unterstützt eine bessere Aufnahme Deiner Nachricht. Kein Gespräch zwischen Tür und Angel.
- Richtiger Gesprächspartner: Wähle den für Dich passenden Gesprächspartner. Wäge ab, ob und wann Du weitere Vertrauenspersonen (z.B. Betriebsarzt, Schwerbehindertenvertretung) einbindest.
- Vertrauensvoller Rahmen: Entscheide, ob das Gespräch persönlich, telefonisch, virtuell erfolgen soll. Bei diesem Thema scheint mir ein persönliches Gespräch an einem ruhigen Ort angebracht.
- Klare Kommunikation: Formuliere Deine Botschaften sachlich, positiv und „auf den Punkt“. Erläutere, welche Unterstützung du benötigst und wie du weiterhin produktiv arbeiten kannst. Verdeutliche, dass du trotz der Einschränkungen uneingeschränkt engagiert bleibst.
- Unterstützung anbieten: Zeige, dass du gewillt bist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und deinen Teil zur Erleichterung der Situation beizutragen. Biete konkrete Vorschläge an, wie dein Arbeitsumfeld angepasst werden könnte, um dir und dem Unternehmen zu helfen.
- Dein Wohlbefinden: Stelle sicher, dass Du emotional stabil bist. Respektiere ggf. Deine Grenzen. Falls es Dir am Gesprächstag nicht gut geht, verschiebe den Termin besser noch einmal.
- Vereinbare weitere Schritte: Stimme Eure Erwartungen über den weiteren Verlauf (z.B. Kommunikation, Arbeitsplatzanpassungen) ab. Mit einem Folgetermin unterstreichst Du den Ernst Deiner Bemühungen um eine für alle Beteiligten gute Lösung.
Fazit
Die Entscheidung, ob du eine gesundheitliche Einschränkung gegenüber deinem Arbeitgeber kommunizierst, ist äußerst persönlich und komplex. Es gibt keine allgemeingültige Antwort, sondern nur die für dich passende Entscheidung. Berücksichtige die oben genannten Kriterien, reflektiere deine Bedürfnisse und bereite dich gut vor, falls du dich für die Offenlegung entscheidest. Fällt Deine Entscheidung gegen eine Offenlegung aus, überprüfe regelmäßig, ob dies unverändert für Dich passt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie belastend die Entscheidungsfindung über eine Offenlegung ist. Und ich habe unterschiedliche Reaktionen erlebt: positive und negative. Ein offenes Gespräch erfordert Mut, legt zugleich den Grundstein für ein unterstützendes und verständnisvolles Arbeitsumfeld. Letztlich geht es darum, Deine Gesundheit, Dein Wohlbefinden und Deine Arbeitsfähigkeit in Einklang zu bringen.
Kontaktiere mich gerne, wenn Du über ein Coaching zu einer Entscheidung finden willst, die gut zu Dir und Deiner individuellen Situation passt. Vielleicht möchtest Du verschiedene Szenarien durchspielen? Ich unterstütze Dich beim Umgang mit den Auswirkungen Deiner Herausforderungen im Arbeitsalltag.
Erfahre mehr über meine Geschichte und meine Arbeit auf meiner „Über mich“-Seite. Oder nimm gerne direkt Kontakt mit mir auf.
Wichtig!
Die Frage der Offenlegung einer gesundheitlichen Einschränkung lässt sich nicht beantworten, ohne Deinen Einzelfall – ggf. auch arbeitsrechtlich – zu bewerten. In diesem Beitrag skizziere ich meine persönlichen Erfahrungen: aus Sicht des Personalleiters und des Betroffenen, der selbst mehrfach vor dieser Entscheidung stand. Meine Gedanken stellen keine Bewertung oder Handlungsempfehlung in irgendeine Richtung dar. Sie ersetzen auch keine arbeitsrechtliche Prüfung.
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